Zeiler Baudenkmäler

Der Kreuzweg zum Käppele

  • Ölbergkapelle

    Am Beginn des Kreuzwegs: Die Ölbergkapelle

  • 5. Station

    V. Station

  • 10. Station

    X. Station

  • Kreuzigung

    Kreuzigungsgruppe am Käppele (XII. Station)

Hans Brech - Kreuzweg

Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurde das Käppele ein immer beliebteres Wallfahrtsziel für Pilger von nah und fern. Dabei handelte es sich noch keineswegs um die heutige Kirche, sondern um einen Vorgängerbau, der erst 1894 durch die heutige Kapelle ersetzt wurde. Aber bereits lange vorher gab es den Wunsch, einen Kreuzweg entlang des steilen Pilgerpfades zu errichten. Durch Spenden konnte der neue Kreuzweg schließlich verwirklicht und 1880 eingeweiht werden. Die Ölbergkapelle am Beginn des Kreuzwegs und eine ebenfalls als Kapelle errichtete dritte Station (die möglicherweise von einem früheren Kreuzweg stammt) sind einige Jahre älter.

Die künstlerischen Steinarbeiten leistete der Bamberger Bildhauer Philipp Dorsch, die Steine waren Schenkungen aus Zeiler Steinbrüchen. Vierzehn der fünfzehn Stationen sind als Tabernakelbildstöcke auf hellem Sandsteinfundament ausgeführt, Auf diesem Sockel sind in einem runden oder ovalen Rahmen die Nummer der Station sowie deren Bezeichnung eingemeißelt. Die dargestellten Szenen sind als Reliefs modelliert, die oft feinste Details zeigen. Davor befindet sich ein eisernes Gitter. Geschützt sind die Relieftafeln durch ein gewölbtes Sandsteindach, das aber leider an etlichen Stationen mehr und mehr erodiert oder bricht (obwohl in den 1980er Jahre eine Generalsanierung samt Schutzimprägnierung stattgefunden hat). Auf dem Dach befindet sich noch ein Steinkreuz. An den Seiten jeder Station sind die Namen der jeweiligen Stifter eingraviert.

Eine bereits 1864 entstandene Kreuzigungsgruppe (bestehend aus dem gekreuzigten Christus mit Maria und Johannes, jeweils auf Inschriftsockeln) bildet die 12. Station. Die 13. und 14. Station befinden sich links und rechts des Käppele-Hauptportals. Üblicherweise besteht ein Kreuzweg aus 14 Stationen, somit ist die "überzählige" 15. Station (neben der Lourdes-Grotte) etwas ziemlich Ungewöhnliches. Im Bayerischen Denkmal-Atlas sind lediglich die ersten 14 Stationen erwähnt! Auch bei der Einweihung des Kreuzwegs ist nur von vierzehn Stationen die Rede. Wurde die 15. erst später hinzugefügt?

Nachtrag: Im Juli 2017 haben sinnlos wütende Vandalen die VII. Station zerstört sowie der Christusfigur in der Ölbergkapelle die beiden Hände abgeschlagen. Letztere konnte 2018 komplett wiederhergestellt werden.

Aus: Hoppe - Flurdenkmäler

Kreuzweg-Stationen an dem vom Ende der Kapellenbergstraße zur Bergkapelle führenden (Wallfahrts-) Weg auf 1.03 m hohem, massivem, aus Steinen gefügten Sockel, der an der Vorderseite in ovalen oder kreisförmigen Zierrahmen (0.42 x 0.36 m) die Stationsziffer mit der Stationsbezeichnung zeigt, nach dem nur wenig vorspringendem, gegliederten Sims der Oberteil mit der Reliefdarstellung, oben von schmaler, leicht gewölbter Eindeckung abgeschlossen. Bekrönung durch steinernes Kreuz mit Dreipaßenden auf kleinem, 2-stufigem Sockel. Die senkrechten Vorderkanten des Oberteils, der das 1.00 x 0.90 m messende Relieffeld enthält, sind als halbe Ziersäulchen ausgearbeitet. Vollreliefs in guter Sandsteinarbeit. Vorderer Abschluß durch schmiedeeiserne Gitter. Gesamthöhe: 2.16 m, Breite über die Reliefwand: 1.16 m, Stärke (Tiefe): 0.58 m. Die einzelnen Stationen stehen auf zur Ausgleichung des Terrains verschieden angelegten Stufenpodesten. Sehr gute Arbeit! Sie ragt über die Arbeiten in Eltmann und Unterhohenried heraus. An den Seiten Stifter-Vermerke. (Quelle: Hoppe, Flurdenkmäler, S. 135)

Ludwig Leisentritt: Die Kreuzwegstationen – Ersatz für Pilgerreise ins heilige Land

Der Kapellenberg – der Hausberg von Zeil - ist für viele Menschen ein heiliger Berg. Seit 1727 steht auf der Höhe, wo einst die geheimnisumwitterte Burg "Castrum Zilanum" thronte, eine Marienkapelle. Der vorgelagerte private "Bauernwald", im Volksmund "alte Bürg" genannt, ist voller sakraler Denkmäler. Eine Kreuzigungsgruppe neben der Bergkapelle, ein kleines Kreuzweg- und ein Ölbergkapellchen sowie zwei Stationswege mit je 9 bzw. 15 Steinen bzw. kleinen Stations-Häuschen sind im Bereich des Waldes verteilt. ...

Der Zeiler Kreuzweg , der wie die übrigen Anlagen unseres Landkreises aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt, ist wohl künstlerisch eine der beste Arbeiten unter den heimatlichen Kreuzwegen. Er steht am Rande eines steilen und beschwerlichen Fußweges zur Bergspitze. Noch in den Nachkriegsjahren quälten sich Bittprozessionen auf diesen alten buckeligen Kreuzweg zur Bergkapelle hoch. Eigentlich wollte man im Zuge der Motorisierung die Stationen entlang des 1971 neu mit Asphalt ausgebauten Fahrweges versetzen. Weil dies nicht verwirklicht werden konnte, entschloss sich 1969 der damalige Vorsitzende des Hassbergvereins, Josef Hümpfner, einen einfachen "Autofahrer-Kreuzweg" aus neun schmucklosen Steinen aufstellen zu lassen. Von hier aus setzt sich der alte Kreuzweg fort. Die Stadtoberen waren davon erst gar nicht erbaut. Es ist sicher ein Novum, dass gleich zwei Kreuzwege zu einer Gnadenkapelle führen.
Schon 1854 ist in den Stadtrechnungen von einer Restaurierung des "Calvarienberges oberhalb Zeil" durch den Haßfurter Bildhauer Jakob Stößel die Rede. Offenbar hatte es zu diesem Zeitpunkt in Zeil zwar gute Sandsteine aber noch keinen qualifizierten Steinmetzen gegeben. Bei dem "Kalvarienberg handelt es sich wohl um das heute völlig einsam am Ende eines Treppenweges stehende Kapellchen, in dem Jesus beim Tragen des schweren Kreuzes dargestellt wird. Es soll sich hierbei um den Rest eines früheren Kreuzweges handeln. Das Kapellchen ist erst in den Nachkriegsjahren wieder in Stand gesetzt worden. Der heute kaum mehr benutzte Treppenaufgang dorthin, war vermutlich der ursprüngliche Pilgerweg zur ersten Maria-Hilf-Kapelle gewesen. Die bemoosten, kaum erkennbaren Steintreppen künden noch von besseren Zeiten.
...
Um 1870 war es der sehnlichste Wunsch der Zeiler, einen Kreuzweg zu besitzen, der vom Walde aus in 15 Stationshäuschen hinauf zur Spitze des Berges angelegt werden sollte. Initiator und Motor dieses Vorhabens war der ledige Ökonom Nicolaus Steininger, der noch von seinem Schwager Kaspar Pottler unterstützt wurde. In der Pfarrchronik wird Steininger als "Kapellenbergsvater" bezeichnet. Einer seiner Vorfahren hatte 1790 in Augsburg ein mehrbändiges Werk über die Moraltheologie als Anleitung für die Kanzel und den Beichtstuhl herausgegeben.
Steininger begeisterte und wusste im Laufe von 20 Jahren gut situierte Einwohner seiner Stadt für dieses Projekt zu begeistern. Die Stifter ließen je eine Station mit Häuschen errichten. Sämtliche Stationen sind aus Zeiler Steinen verfertigt, die von hiesigen Steinbruchbesitzern großzügig für diesen Zweck gespendet wurden. Die kunstvollen Reliefs wurden von dem Bamberger Bildhauer Dorsch gefertigt. Angeblich soll auch der Zeiler Bildhauer Kaspar Schöpf mitgewirkt haben. 1880 wurde der Kreuzweg von dem Kapuziner-Pater Franz Paul Lachenmaier, aus Würzburg, nach einer Predigt an der ersten Station, feierlich eingeweiht. Da die Franziskaner bis heute die Hüter des heiligen Grabes in Jerusalem sind, war es Jahrhunderte ihr Vorrecht, dass einer der ihren die Weihe des Zeiler Kreuzweges vornimmt. Der wegen einer Firmung anwesende Bischof von Stein beschränkte sich darauf, an der ersten Station den Gläubigen den bischöflichen Segen zu erteilen.
Von dieser Zeit an wurden an den die Stationen fleißig gebetet. Besonders in der Fastenzeit kamen an den Sonntagen viele auswärtige Pilger aus den Nachbargemeinden zum Besuch der damals noch kleinen Kapelle auf dem Berg.
An den Seiten der Stationen sind Vermerke über die jeweiligen Stifter eingemeißelt. Es handelt sich zumeist um alte eingesessene Zeiler Familien, wie, Bay, Baunacher, Dittrich, Eberth (Pfarrer), Fritzmann, Hofmann, Marquardt, Sahlender, Scheubenbauer, Schwinn, Stark, Steigner, Süßmann und Zeiler. Aber auch mehrere ungenannte Bürger die nach Amerika auswanderten, gehören zu den Stiftern. Sicher war es ein Gelübde oder ein Dank für die gute Überfahrt und ein Opfer für das erhoffte Glück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Die 12. Station bildet die bereits 1864 errichtete Kreuzigungsgruppe mit den Assistenzfiguren Maria und Johannes. Als Besonderheit war am Fuß des Kreuzes ein kleines, in den Stein eingelassenes Holzkreuz mit der römischen Ziffer XII eingelassen. Dies – wenn es wieder ersetzt wird - soll symbolisch auf das Holz des Kreuzes hinweisen. Ursprünglich sollen auch die nun ersetzten Bekrönungskreuze auf den übrigen Stationen eine derartige Holzeinlage aufgewiesen haben.
Es gibt an den Seitenwänden vieler Kirchen, an Emporen und vor allem in Friedhöfen, wie z. B. in Knetzgau, Unterhohenried, Kreuzwegbilder die das Leiden Christi darstellen. Eine Besonderheit weist der Kreuzweg im Eberner Friedhof auf. Dort befinden sich vor den Stationen Familiengräber, deren Besitzer für die Unterhaltung aufkommen. Ein beschwerlicher Weg ist bei diesen Anlagen nicht mehr nötig. Gleichwohl sind sie eine Einladung zum Betrachten, Nachempfinden und Beten.
Die Stationshäuschen waren mit eisernen Gittern bzw. Stäben versehen. Zum Zeitpunkt der Errichtung dieser Stationen, kamen in Bayern, wie z.B. in Altötting – immer wieder an den Reliefs Zerstörungen durch Vandalismus vor. Offenbar wollte man die Stationsbilder vor solchen Beschädigungen schützen.
Die Bilder der Stationen zum Käppele sind ungewöhnlich filigran gearbeitet. Sogar die Fingernägel oder die Windungen eines Seiles sind herausgebildet. Die Skulpturen sind eigentlich nicht für die raue Witterung und die Einflüsse der Umwelt geeignet. Kein Wunder also, dass in den 60er Jahren der "Zahn der Zeit" unübersehbar seine Spuren hinterlassen hat.
Bereits 1917 hatte der damalige Stadtpfarrer Dümler in der Pfarrchronik vermerkt, dass "die schönen Stationen verwittern, da sie aus zu weichem Stein gefertigt sind". Erst in der Wirtschaftswunderzeit kümmerte man sich um den Erhalt des Stationsweges. Der Zeiler Haßbergverein beriet 1965 über Möglichkeiten der Konservierung der Reliefs. Der Mühlenbaumeister Joseph Hümpfner regte zudem an, die Kreuzwegstationen zu überdachen um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen. Die Überdachung aus Eternit konnte jedoch den weiteren Verfall wenig hindern.
Auch im Stadtrat setzte sich Josef Hümpfner 1966 nachhaltig für die Erhaltung der Kreuzwegstationen zum Kapellenberg ein. Diese Zeugen der Kunst gelte es zu sichern und zu unterhalten. Er schlug u. a. eine Isolierung der Rückseite vor. Auch eine Versetzung der Stationen an den neu entstandenen von Autos benutzten Fahrweg wurde erwogen, "da der steile Fußweg kaum mehr begangen wird". Man sah sogar die Ölberggruppe am falschen Ort, "da kein Mensch mehr daran denke, diesen Weg zu benutzen".
Bürgermeister Rudolf Winkler wies ebenfalls auf die Gefahr hin, dass die Stationen mit der Zeit kaputt gehen. Er plädierte dafür, die damaligen Leistungen der Zeiler Bürger zu erhalten. Doch war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal klar, wem der Weg mit den Stationen eigentlich gehört und wer für die Instandsetzung zuständig ist.
Schrittweise wurden die Teile des Aufsatzes sowie die Reliefplatten zwischen 1984-88 abgebaut und unter Anleitung des Landesamtes für Denkmalpflege in Schloss Seehof bei Bamberg gänzlich mit Acrylharz getränkt und gehärtet. Diese Sanierungsmaßnahme kostete der Zeiler Kirchenverwaltung fast 190.000 Mark . Zuvor besserte der Sander Bildhauer Günther Hampel Schäden aus und ersetzte verwitterte Teile.
Zwar wird das Zeiler Käppele jährlich von rund 40.000 Menschen besucht. Doch fast alle kommen mit dem Auto; manche parken am Platz oberhalb der Steige und gehen den Rest des Weges bequem zu Fuß zur Bergkapelle. Andere fahren gleich über den Autoweg zum Marienheiligtum. Die kunstvollen Stationen wurden ziemlich dauerhaft für eine Nachwelt gerettet, die sie jedoch kaum noch wahrnimmt...