Zeiler Baudenkmäler

Obere Torstraße 9 - Finanzamt

  • Obere Torstraße 8

    Vorderseite (Obere Torstraße)

  • Obere Torstraße 8

    Innenhof mit Treppenturm. Links das fürstbischöfliche Wappen.

  • Obere Torstraße 8

    Blick vom Haupteingang auf Stadtturm und Propstenhof

  • Obere Torstraße 8

    Die breite, korbbogige Einfahrt

  • Obere Torstraße 8

    "Hintereingang" am Stadtsee

  • Obere Torstraße 8

    Rückseite des überdachten Stadtmauertürmchens mit angebauter Remise

Obere Torstraße 9 (Finanzamt)

Im historischen Häuserverzeichnis ist am Platz des heutigen Finanzamts die Erbauung eines Kastenhofs des Hochstifts Bamberg im Jahr 1692 erwähnt. Bereits ab 1695 findet aber ein Um- bzw. Neubau zu einem (eher nüchtern-funktionalen als barock-üppigen) Jagdschloss des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn statt, dessen Wappen sich über dem Haupteingang befindet. Möglicherweise hat Leonhard Dientzenhofer am Bau mitgewirkt. Als Material wurden auch Steine der zerstörten Burg Schachtenberg genutzt. Seit 1818 dient das Gebäude kontinuierlich als Rent- bzw. Finanzamt innerhalb der vielfach wechselnden Staats- und Verwaltgungsgebilde.

Der dreiflügelige, zweigeschossige (nach Süden hin dreigeschossige) Walmdachbau zeigt mit dem Hof zur Oberen Torstraße, von der er durch eine Mauer mit breiten Einfahrtstor abgetrennt ist; in die Außenwand des Süd- und Westtrakts wurde die dort verlaufende Stadtmauer einbezogen. Östlich neben dem Gebäude befindet sich zwischen Stadtmauer und Oberer Torstraße ein großer Garten, von dem es auch einen Zugang zu dem einzigen überdachten Turm der Zeiler Stadtbefestigung gibt. An der gegenüberliegenden Seite schließt sich - außerhalb der einstigen Stadtmauer - ein rekonstruierter barocker Ziergarten an. Dort gibt es einen Ausgang Richtung Stadtsee.

Im 18. Jahrhundert wurde mehrmals um- und angebaut. Der Treppenturm im Innenhof stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Aus "Finanzamt Zeil: Geschichte" (Website des Finanzamts Zeil)

Das heutige Finanzamt befindet sich in einem Gebäude, das Lothar Franz von Schönborn, sowohl Bischof von Bamberg als auch Erzbischof von Mainz, zwischen 1695 und 1705 erbauen ließ. Mit der Errichtung seiner neuen Hofhaltung in Bamberg (Residenz) und dem Ausbau seiner Jagdschlösser gehörte der kunstsinnige und hochbegabte Kirchenfürst zu den führenden Persönlichkeiten des mitteldeutschen Kunstlebens. Ob die Errichtung des Zeiler Jagdschlosses allerdings Leonhard Dientzenhofer, der zu dieser Zeit Hofbaumeister in Bamberg war, zugeschrieben werden kann , lässt sich nicht eindeutig belegen. Ab 1818 wurde das Gebäude bereits als königliches Finanzamt genutzt, vorher war es Kastenhof zur Ablieferung der Abgaben.
Das Gebäude selbst besteht aus zwei doppelgeschossigen Längsflügeln, die im Süden durch einen weiteren Querflügel in der Form eines Hufeisens miteinander verbunden sind. Wegen des abschüssigen Geländes ist dieser Querflügel dreigeschossig. Als Baumaterial wurden vorwiegend Steine der Ruine Schmachtenburg verwendet, bei deren Errichtung wiederum Steine aus der zerfallenen Ganerbenburg am heutigen Zeiler Käppele Verwendung gefunden hatten. Die Ganerbenburg ist nachweislich aufgrund von Erbstreitigkeiten zerstört worden. Dass hierfür die Erbschaftsteuer ursächlich war, die nicht gezahlt werden konnte, wird nach wie vor in weiten Kreisen behauptet. Die Geschichtswissenschaft hat hierfür jedoch keine Anhaltspunkte gefunden und lehnt diese Theorie ab. Die Schmachtenburg jedoch war unstrittig von den Zeilern und Schmachtenbergern im Bauernkrieg 1525 erstürmt und angezündet worden, weil zu hohe Steuern und Abgaben die Bauern und Bürger drückten. Damals wurde diese Burg mit dem bischöflichen Amtmann auch Raubritterburg genannt. Gedankliche Verbindungen zur heutigen Bestimmung des Gebäudes werden in der Bevölkerung gerne hergestellt.
Die Schlossanlage wurde als Zweckbau im Stil des frühen Barock errichtet. Sie wirkt von außen eher nüchtern. Auf hervorstehende Stilmerkmale und schmückendes Beiwerk wurde verzichtet. Einziges Attribut jener an sich prunkvollen Epoche ist das Wappen des Fürstbischofs über dem Portal, das Zeiler Steinmetze aus heimischen Sandstein gefertigt haben. Ein im Hofraum befindlicher Treppenturm ist mit großer Wahrscheinlichkeit erst im 19. Jahrhundert errichtet worden.
Die heutige Nutzung des Gebäudes als Finanzamt ist im Zusammenhang mit der Zeit der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts und der Angliederung Frankens an Bayern zu sehen. Das damalige Rentamt sollte zunächst im benachbarten Eltmann untergebracht werden. Weil es dort an geeigneten Räumen fehlte, verfiel man auf das Zeiler Schloss, das mittlerweile bereits als bischöfliches Kastenamt genutzt wurde.(Quelle: Finanzamt Zeil: Geschichte)

Aus dem "Spaziergang durch Zeil":

In die Südwestecke des Stadtmauerdreiecks baute der Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn ein Jagdschloß, das dieser auch häufig in Anspruch nahm. Den Zeiler Bürgern oblag dann, die abgestellten Kutschen und Wagen auf dem nahen Marktplatz des Nachts zu bewachen. Seit 1818 ist hier das Finanzamt untergebracht, nachdem es vorher schon als Kastenhof gedient hatte, in welchem die Bürger ihre Abgaben in Geld oder Naturalien abliefern mußten. Die Steine haben bereits im Bauwerk der einstigen - im Bauernkrieg zerstörten - Schmachtenburg ihre Dienste geleistet.(Quelle: Ein Spaziergang durch Zeil, S. 32)