Zeiler Baudenkmäler

Käppele

  • Käppele

    Frontansicht

  • Interieur

    Innenraum (seit 1997)

  • Käppele 1897

    Das Käppele vor 1897

  • Interieur

    Die ursprüngliche Innenausstattung bis 1954

  • Stadtmauer am Kirchplatz

    Die große Umgestaltung 1954

  • Käppele 1954

    So sah es nach der Umgestaltung 1954 aus...

  • Stadtmauer am Kirchplatz

    Der Berg über der Stadt

  • Alte Bürg Zweidlerplan 1598

    'Die Alte Bürg' auf dem Zweidlerplan 1598

Zeiler Käppele, Castrum Cilanum, Castrum Zilanum

Die folgenden Informationen beruhen hauptsächlich auf Heinrich Weisels Arbeit zum Kapellenberg und den Texten aus der Broschüre zum 100-jährigen Käppeles-Jubiläum.

Wie Hermann Mauer in den 1960er Jahren in seinen Forschungen nachweisen konnte, hielten sich durchstreifende Jäger der Mittelsteinzeit (ca. 10.000 - 5.000 v.Chr.) auf dem heutigen Kapellenberg auf, was sich anhand einiger Fundstücke wie Pfeilspitzen und Klingen nachweisen lässt. Auch die Bauern der Jungsteinzeit (ca. 5.000 - 2.000 v.Chr.) hinterließen einige Spuren, z.B. Bruchstücke von Steinbeilen und Feldhacken. Es ist auch - aufgrund der strategisch günstigen Lage - anzunehmen, dass sich Kelten (ca. 1.000 v.Chr. bis zur Zeitenwende) auf dem Berg aufhielten. Belege hierfür wurden bisher allerdings kaum gefunden.

Aus dem Dunkel der Geschichte tritt der Kapellenberg dann im Hochmittelalter. Wie Mauer nachweisen konnte, befand sich im Jahr 1250 eine "Zeiler Burg" (Castrum Zilanum bzw. Cilanum) des Bamberger Bischofs auf dem Kapellenberg. Die strategische Lage auf dem Bergsporn, 140 m über dem Talgrund, war sehr günstig. Noch um 1420 gibt es von der Burg schriftliche Belege. Bei den Burgzerstörungen des Bauernkriegs im Jahr 1525 wird sie aber schon nicht mehr erwähnt, und auf dem Zweidler-Plan von 1598 existiert sie ebenfalls nicht mehr (allerdings die Weinbergslage "Alte Bürg" unterhalb der damals bereits wieder bewaldeten Bergkuppe - s. Bild 8). An der Oberfläche sind heute keinerlei sichtbare Spuren der Burg vorhanden. Offenbar wurden die Steine für Bauten in der Stadt verwendet. Bei Bauarbeiten im 20. Jahrhundert fand man allerdings Fundamentreste. Heinrich Weisel hat sogar anhand der Grabungsfunde einen möglichen Grundriss gezeichnet (zwei Burghöfe mit je einem Turm, wobei der größere etwa an der Stelle des heutigen Freialtars gestanden haben dürfte). Der Burgenforscher Zeune vermutet, dass die Burg um 1430 aufgegeben wurde.

Eine Kapelle (mit Marienheiligtum) auf dem Berg wird erstmals 1727 erwähnt. Doch auch schon vorher hat es Wallfahrten zu einem dort errichteten "Heiligen Kreuz" gegeben. Die Kapelle selbst war von einem Privatmann erbaut worden und blieb auch über mehr als 100 Jahre in (wechselndem) Privatbesitz. Durch Spenden und Sammlungen konnten im Lauf des 19. Jahrhunderts die Madonnenstatue, die Kreuzigungsgruppe und die Kreuzwegstationen errichtet werden. Schon damals kamen jährlich 8.000 bis 10.000 Wallfahrer.

Der 1883 nach Zeil als Stadtpfarrer berufene Karl Link trieb dann den Ausbau der Kapelle als Marienheiligtum, als "fränkisches Lourdes", voran. 1894 wurde die bestehende Maria-Hilf-Kapelle abgerissen und mit Hilfe zahlreicher Spenden (sogar aus Übersee) eine neue Kirche errichtet, deren Äußeres bis heute im Wesentlichen gleichgeblieben ist. Am 31. Mai 1897 konnte die Einweihung stattfinden.

Die innere Ausgestaltung des "Käppele" wechselte mehrfach, nicht immer zur Zufriedenheit der Zeiler und der Gäste. V.a. die 1954 auf Veranlassung des damaligen Würzburger Bischofs Julius Döpfner durchgeführte "Modernisierung" samt neuer Wandbemalung fand nicht jedermanns Geschmack. Insbesondere an der den ganzen Kirchenraum beherrschenden, fast bedrohlich wirkenden Darstellung von Christus als Weltenrichter konnte man sich nur schwer gewöhnen. Nach einer wirklich gelungenen Renovierung (abgeschlossen 1997 zum hundertjährigen Jubiläum), bei der auch die alten Fresken überstrichen wurden (allerdings mit einem reversiblen Material, um sie trotzdem für spätere Generationen zu erhalten) zeigt sich das Käppele nun in harmonischer, klassisch-schlichter Anmutung. Eine wachsende Zahl von Wallfahrern und Besuchern, darunter zahlreiche (auch ausländische) Touristen, zeugen von der großen Beliebtheit des Kirchleins. Für Hochzeiten ist es ständig über mehrere Monate im voraus ausgebucht.

Der Anbau der heute viel besuchten "Lourdes-Kapelle" erfolgte übrigens im Zuge der erwähnten Kirchenraum-Umgestaltung von 1954.

Im Jahr 2010 errichtete der Bürgerverein Grabengärten mit Hilfe anderer Zeiler Vereine sowie der Stadt und der kath. Kirchengemeinde anlässlich seines 50-jährigen Bestehens eine Aussichtsplattform am Hang vor dem Käppele. Diese bietet einen herrlichen Blick auf Zeil und das Maintal und wird lebhaft in Anspruch angenommen.

Eine umfassende Darstellung der Geschichte des Kapellenbergs gibt Heinrich Weisel in seiner 1997 entstandenen Arbeit "Der Berg über der Stadt Zeil". Dieser Text kann als PDF-Dokument hier heruntergeladen werden.