Zeiler Baudenkmäler

Kath. Stadtpfarrkirche St. Michael

  • St. Michael von Süden

  • St. Michael vom Stadtturm aus

  • Marktplatz mit Pfarrkirche

  • Blick von der Kapellenbergstraße

  • Ölberggruppe und Friedhofsgedächtniskreuz

  • St. Michael, Innenansicht

  • Grundrisse der verschiedenen Bauepochen (gezeichnet von Ilse Winter)

Katholische Pfarrkirche Sankt Michael - Hans Brech

Weithin sichtbar durch ihre besondere Lage ist die katholische Stadtpfarrkirche St. Michael, wobei sie den ansteigenden Marktplatz als Abschluss an seiner obersten Stelle dominiert und somit dessen Gesamtbild in charakteristischer Weise prägt.

Im Wesentlichen ist die Kirche ein Werk des 18. Jh. Allerdings hat sie noch Reste eines Vorgängerbaus aus dem 14. Jh. bewahrt. Vor allem am Turm sind die verschiedenen Bauepochen ablesbar. Das Untergeschoss ist aus dem 14., der Fünfknopfhelm aus dem 17. Jh. Das Langhaus der Kirche aber, so wie es sich heute darstellt, entstand zwischen 1713 und 1732, also im späten Barock. Eine Grundrissskizze (Bild 7) macht das gut deutlich: Die dicken schwarzen Linien zeigen den mittelalterlichen Zustand, außen die Friedhofsmauer (6), innen der Kirchenbau (1 u. 3). Die gestrichelte Linie (4 u. 5) zeigt den heutigen, barocken Bau (in den Teile des mittelalterlichen Turms und der Südmauer integriert worden sind, sichtbar u.a. an den beiden gotischen Fenstern im südöstlichen Eck). Die Doppellinie ganz links (7) entspricht dem heutigen Verlauf der Kirchhofsmauer, die wegen des größeren Langschiffs nach Westen verschoben werden musste.

Die Kanzel ist mit einer Entstehungszeit vor 1700 älter als das spätbarocke Langhaus und befand sich wohl ursprünglich in einer Bamberger Kirche (s. ausführlichen Artikel dazu von Ludwig Leisentritt). Das wertvolle Deckengemälde (J. P. Herrlein) mit den Stuckarbeiten (P. Hellmuth) kam erst etwas später hinzu (1761). Die Holzfiguren St. Stephanus und St. Urban allerdings sind wesentlich älter, nämlich spätgotisch (um 1500) und stammen wohl noch aus dem Vorgängerbau.
An die Südfassade baute man Mitte des 18. Jahrhunderts (also wohl schon wenige Jahre nach Fertigstellung des Hauptbaus) eine Ölberggruppe über Heiligem Grab mit lebensgroßen Figuren an. Durch ihre in neuerer Zeit angebrachte (wiederhergestellte?) Bemalung belebt sie die eher schlichte Fassade der Pfarrkirche spürbar. Rechts neben Ölbergkapelle und Emporenaufgang steht ein 1748 errichtetes Sandstein-Kruzifix, das an den im Jahr 1713 aufgelassenen Friedhof erinnert.

Zur aktuellen Forschungslage / weitere Texte:

Brech

Zur aktuellen Forschungslage:

Bis vor wenigen Jahren glaubte man noch, dass es im 12./13. Jh. an Stelle der heutigen St.-Michaels-Kirche einen Sakralbau gab, der Johannes dem Täufer geweiht war (s. Mauer und Winter). Einzige Begründung dieser Annahme war die Nennung eines Johannisbergs in oder um Zeil in einem Dokument aus dem Jahr 1196. Dass es sich bei diesem Berg, wie von Mauer angenommen, um den heutigen Kaulberg (= Kirchberg) handelte, ist aber nicht nachzuweisen (laut Umlauf dürfte eher der heutige Mönchshang damit gemeint sein). Mauer argumentierte dann so, dass ein Johannisberg seinen Namen von einer entsprechenden Kirche haben müsse, und dass es also einen Vorläuferbau zur ersten, aus dem 14. Jh. stammenden St.-Michaelskirche gegeben hat. Am heute vorhandenen Baubestand ist allerdings nichts Derartiges nachzuweisen. Die ältesten Elemente sind gotisch (z.B. das Kreuzrippengewölbe und die Fenster im Turm), nicht romanisch. Eine der Glocken stammt vom Anfang des 14. Jahrhunderts und eine andere trägt die Jahreszahl 1397. Im Turm und in der Sakristei befinden sich auch Fresken aus dieser Zeit. Ein Kirchenbau erst im 14. Jh. ist auch aus dem Grund plausibel, als Zeil im Jahr 1361 erstmals als eigenständige Pfarrei genannt wird (vorher war es Filiale von Eltmann). Allerdings dürfte es sich bei dem mittelalterlichen Bau nicht um eine Wehrkirche gehandelt haben, wie noch Mauer und Winter annahmen. Solche entstanden frühestens im 15. Jh. (Schlegelmilch, S. 35-39)

Aus dem "Spaziergang durch Zeil" von Ludwig Leisentritt:

Glocken und Turmuhr

Schon 1598 wird die Kirchenuhr erwähnt, die, wie die meisten mittelalterlichen Turmuhren, nur einen Zeiger aufweist. Die Minuten, oder wie heute die Sekunden, wurden nicht wahrgenommen. Die heutige Uhr fertigte 1754 ein Uhrmacher vom nahen Dörflis. Die Schlüsselerfindung des modernen industriellen Zeitalters ist nicht die Dampfmaschine, wie oft angenommen wird, sondern die Uhr. Die mittelalterlichen Menschen erfuhren die Zeit vorwiegend akustisch durch Glockenschlag und weniger visuell. Der Arbeitsablauf der Menschen im alten Zeil war durch den natürlichen Rhythmus von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, von Tag und Nacht, von Arbeit und Schlaf bestimmt. Bei der bäuerlichen Bevölkerung änderte sich dies bis zur Jahrhundertwende nur unwesentlich. Es genügte zumeist die grobe Einteilung der Tagesabschnitte.
Die Glocken im Turm, die älteste aus dem frühen 14. Jahrhundert, trugen mit dazu bei, den Lebenslauf der Bürger zu regeln. Aus der Stadt durfte man erst, nachdem am frühen Morgen vom Kirchturm das Ave-Maria geläutet worden war. 1635 ordnete der Zeiler Kastner an, das Ave Maria "wie vor alters herkommen" täglich dreimal zu läuten, damit die Zeiler "nit wie die Hayden und Türckhen leben". Nach dem abendlichen Gebetläuten mit der "Schlafglocke" durfte sich niemand mehr auf dem Feld befinden, Kinder und Jugendliche durften nicht mehr auf den Straßen sein.
Freud und Leid sind fast immer vom Läuten der Glocken begleitet gewesen. Aber auch viele weltliche Anlässe erfuhren durch das Läuten der Glocken Gewicht und Bedeutung.
Bei Not und Gefahr, wenn der Stadt Unheil durch Feuer oder Unwetter drohte, signalisierte dies die "Feuerglocke".
Die große, im Friedensjahr 1648 vermutlich aus Kanonenschrott des Dreißigjährigen Krieges gegossene Glocke trägt am Glockenrand die Inschrift: "Meinen Klang gieb ich - Gott lob und preis ich - allen Christen ruff ich - die hohen Fest sing ich - die schädtling Gewitter vertreib ich - die Toten bewein ich - gott erbarm sich. Lust und lieb zu seinem Ding - macht alle Mühe und Arbeidt gering." (Quelle: Ein Spaziergang durch Zeil, S. 12-13)

Ölberggruppe

Ein Blickfang für die schmucklose Fassade der Pfarrkirche ist die doppelgeschossige Ölberggruppe mit dem darunterliegenden heiligen Grab. Vom Schlaf überwältigt sind die drei Jünger, während Christus vor der Felswand zusammengesunken seinem Tod entgegensieht. Ein Engel reicht ihm den Kelch des Leidens. Gestiftet hat diese Ölberggruppe in der Mitte des 18. Jahrhunderts Ottilia Kurtz, die Gattin des Erbauers dieser Kirche.
Die Jesusfigur im unteren Teil war schwer beschädigt. Nachdem sie 1982 mit Acrylharz getränkt und erhitzt wurde, ist sie heute hart wie Granit. (Quelle: Ein Spaziergang durch Zeil, S. 21)

Führung durch die Kirche St. Michael

Die Altäre: Das imposante Rahmenwerk des Altaraufbaues erweckt den Eindruck eines kostbaren Marmorwerkes. Tatsächlich handelt es sich um eine marmorisierende Bemalung. Den Hochaltar hat 1723 der Bamberger Martin Walter gefertigt. Er schuf sechs Jahre später auch die Seitenaltäre. Das Gemälde aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellt den Kampf des Erzengels Michael mit Luzifer dar. Die zu bei den Seiten des Altarblattes stehenden nahezu lebensgroßen Heiligenfiguren sind Kilian mit dem Schwert und Jakobus mit dem Pilgerstab. Auf den Konsolen stehen die hl. Katharina mit dem gebrochenen Rad und die hl. Barbara mit dem Turm.
Die Nebenaltäre: Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Josef geweiht. Das Gemälde aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird dem fränkischen Barockmaler Georg Sebastian Urlaub zugeschrieben. Flankiert wird das Altarblatt vom Stifter des Jesuitenordens Ignatius von Loyola und von Franz von Assisi, dem Stifter des Franziskanerordens.
Das Altarblatt des linken Altars stellt Maria, ohne Sünde empfangen, dar und ist ein Werk des Johann Peter Herrlein. Die S-förmige Körperhaltung mit der stark ausgeprägten seitlichen Neigung des Kopfes wiederholt sich im Deckengemälde des Künstlers. Die links und rechts postierten Figuren sind: Dominikus, Stifter des Dominikanerordens, und Bernhard von Clairvaux, Erneuerer des Zisterzienserordens. Die Bilder beider Nebenaltäre sind erst 1937 erworben und angebracht worden.
Die Kanzel: Vermutlich aus der Jesuitenkirche (der heutigen Martinskirche) in Bamberg stammt das sehr kostbare Kunstwerk, welches die Zeiler 1717 für ihre neue Pfarrkirche erworben haben. Leider ist der Künstler unbekannt, Fachleute vermuten sogar einen Ordensangehörigen. Sie brachten u. a. den Italiener Andrea Pozzo hervor. In den Schnitzereien am Korpus und dem Schalldeckel der Kanzel sind Einflüsse italienischer Renaissance zu erkennen. In den von gedrehten Säulen getragenen Nischen stehen die vier Evangelisten. Sie werden dem Bamberger Bildhauer Sebastian Degler zugeschrieben. Leider wurde die Mathäus-Figur in den sechziger Jahren aus der Kirche gestohlen. Sie ist nun wieder durch eine Reproduktion ersetzt worden.
Bemerkenswert ist der Erzengel Michael in der Bekrönung. Die Figur hat gewisse Ähnlichkeit mit antiken Hermesstatuen. Sowohl die heidnischen Götterboten als auch der christliche Cherub gelten als Boten zwischen Gott und den Menschen. So stellt der hl. Michael den Geleiter der Seelen ins Jenseits dar. Die Seelenwaage in der einen und das Flammenschwert in der anderen Hand sind seine Kennzeichen. Halb als Reptil, halb als Mensch windet sich unter den Füßen des Erzengels der besiegte Luzifer.
Kirchengestühl: Sehr harmonisch fügen sich die Kirchenbänke ins Gesamtbild ein. Die kunstvoll um 1720 geschnitzten Betstuhlwangen sind vermutlich das Werk des Zeiler Zimmermanns und Bildhauers Jörg Hofmann, der das schönste Zeiler Fachwerkhaus unterhalb des Marktplatzes geschaffen hat.
Heiligenfiguren: Das älteste Stück ist die spätgotische Figur des hl. Urban, dem Schutzpatron der Winzer. Aus derselben Zeit (um 1500) stammt auch der hl. Stephanus. Beide Bildnisse entstammen wohl noch der alten Kirche.
Die Statue des hl. Michael wird heute wie früher von den Zeiler Steinhauern als ihr Schutzpatron bei Prozessionen mitgetragen.
Aus dem 17. Jahrhundert dürfte die Tonplastik der Pieta stammen, während die Holzfigur des hl. Laurentius eine Arbeit des Spätbarocks ist. Als Symbol seines Martyriums hält Laurentius im Diakongewand ein Rost. Die in den Wandnischen plazierten lebensgroßen Holzplastiken werden dem Bildhauer Thomas Wagner zugeschrieben. In der Mitte des 18. Jahrhunderts hat dieser Künstler ähnliche Figuren im Bamberger Umland geschaffen. Darauf hinzuweisen ist, daß alle Figuren in den Nischen aus Lindenholz gefertigt und - einer Mode der damaligen Zeit entsprechend - polierweiß übermalt und mit Gold verziert wurden. In der Wand des Haupteinganges stehen (von links nach rechts) Benedikt von Nursia, der hl. Nepomuk mit Kreuz, die hl. Helena mit Kreuz und Nagel, der hl. Antonius von Padua mit dem Jesukind, der hl. Nikolaus mit Buch und Äpfeln und der hl. Longinus mit der Lanze und dem Stab mit dem Essigschwamm. Die gegenüberliegende Wand zeigt in den Nischen den hl. Wendelin mit Schaufel, Schaf und Rind, Johannes den Täufer, die hl. Madonna und die Mutter Anna mit Maria. Sie gilt als das gelungendste Werk.
Stukkatur: Die Stuckornamente des Deckengewölbes führte 1760 - über 30 Jahre nach Fertigstellung - der Kircheder aus Eltmann stammende Peter Hellmuth aus. Die "lodernde Pracht" an den Gesimsen, über den Fensternischen und an den Rahmen der Deckengemälde harmoniert in Gestalt und Farbe mit den Altären.
Sein Meisterwerk hat der aus Kleineibstadt bei Bad Königshofen stammende Künstler Peter Herrlein wohl mit dem imposanten Fresco im Langhaus geschaffen. Es symbolisiert die leidende. streitende und triumphierende Kirche. Auch hier besticht eine gewaltige Scheinarchitektur. Durch die Einbeziehung des Himmels wird ein sich ins Unendliche erweiternder Raum vorgetäuscht. Am unteren Bildrand sind die leidenden Seelen im Fegfeuer dargestellt. Die streitende Kirche manifestiert sich auf dem stark gekröpften, die Erdkugel darstellenden Gesims durch die Vertreter aller Völker und Menschenrassen. Die Herrlichkeit des Himmels mit der Schar der Engel und Heiligen stellt den dritten Teilbereich der Bildkomposition dar.
Mittelpunkt des Geschehens ist die triumphierende Kirche als Braut Christi. In kostbare Gewänder gehüllt, schwingt sie sich ihrem Herrn entgegen, den Kelch als Zeichen des Sieges in Händen haltend. Die Ecclesia wird geleitet von zwei Engeln, die die Insignien der kirchlichen Herrschaft (Papstkreuz und Tiara) tragen. Das Gnadenlicht des Heiligen Geistes erreicht die unreinen Seelen, die, an Postamente der Sünde gekettet, in der läuternden Glut des Fegfeuers schmachten. Ein Engel versucht, einen leidenden Menschen zu fassen. Festklammernd an der erlösten Seele versuchen einige andere dem Feuer zu entkommen. Ein kleines Engelchen versucht zur Linderung der Schmerzen einen Rosenkranz ins Feuer zu senken.
Inmitten gewaltiger palastähnlicher Säulen haben sich die Repräsentanten der Kirche zusammengefunden. Diesmal als weltliche Herrscherin mit Krone und Zepter rückt die Personifikation der Kirche ins Bild, eingehüllt in einen Hermelinmantel. der von dem Symbol der Dreieinigkeit, dem Auge Gottes, zusammengehalten wird.
Zwei Männer mit Talaren, der eine mit Halskrause, versinnbildlichen den Protestantismus und den Calvinismus. Aus dem Mund eines nichtkatholischen Predigers läßt sich eine Schlange erkennen. Sie symbolisiert den Teufel und zugleich die Lüge. Die alljährlich unter diesem Bild gehaltenen ökumenischen Gottesdienste machen deutlich, wie sehr sich die bei den Kirchen entgegengekommen sind. Daran ändert auch nichts, daß der himmlische Cherub auf dem Fresco seinen Bannstrahl auf die vermeintlichen Irrlehrer herabschleudert.
Zu den Personen dieses gewaltigen Gemäldes meint der Kunstkenner Johann Pfeufer: "Betrachten wir seine Engel und Apostel, dann schauen uns fränkische Bauernköpfe des 18. Jahrhunderts an: breit. ungelenk, so war bis in die Tage unserer Kindheit der Typ des von frühester Jugend an hart arbeitenden und entbehrenden Bauern und Handwerkers." Wenn man so will, schauen uns mit den Gesichtern dieser Personen die Vorfahren der Zeiler an.
Abendmahl-Fresko: Das Fresko im Chorraum stellt die Abendmahlszene dar. Christus und sein Lieblingsjünger Johannes sind die zwei ruhenden Pole inmitten einer ratlosen Apostelschar , die, wie es scheint, eben die verhängnisvolle Botschaft erfahren hat: "Einer von Euch wird mich verraten!" Der Verräter Judas -den Sack mit dem Blutgeld in der Hand haltend wendet sich schlechten Gewissens von der Tafel ab. Judas nimmt sowohl im szenischen Aufbau als auch in der Farbkomposition eine Außenseiterrolle ein. Ihm zu Füßen nagt ein kleiner Pudel vielleicht den Satan symbolisierend -an einem Knochen.
Der Künstler verstand es besonders, durch eine gemalte Scheinarchitektur den Eindruck einer großen, geräumigen Halle zu vermitteln.
Grundsätzlich muß zu den Absichten der Kirchenmalerei daran erinnert werden, daß derartige Bilder dem einfachen, des Lesens oft nicht mächtigen Beschauer die Glaubenswahrheiten nahegebracht und die Herrlichkeit des Himmels als erstrebenswertes Ziel vor Augen geführt werden sollten.
Bleibt noch der Hinweis auf die in den vier Ecken des Kirchengewölbes plazierten Medaillons mit den abendländischen Kirchenlehrern: Über dem Marienaltar Papst Gregor der Große; über dem Josefaltar ist die ausgemergelte Gestalt des Einsiedlers Hieronymus zu erkennen, über der Orgelemporfe an der Haupteingangsseite erkennt man im Bischofsornat Ambrosius. Gegenüber ist der hl. Augustinus mit einem Stapel von Büchern dargestellt.
Das Wappen über dem Chorbogen weist auf den damaligen Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim hin, der als geistlicher Herr anstelle der 1739 abgezogenen Mönche des Klosters Langheim trat.
Die Turmhalle: Vermutlich im 14. Jahrhundert ist das Erdgeschoß des Kirchturmes entstanden. Bis zum Neubau der Kirche im Jahre 1713 befand sich hier der Chorraum mit anschließender Sakristei. Von der einstigen Vorschrift, das Allerheiligste unter sicherem Verschluß aufzubewahren und Sakralien aus Stein und Ziegeln zu fertigen, zeugen noch die Anschlagstellen für Kloben und Schloß am einstigen Sakramentshäuschen. In der Frühzeit kam es verschiedentlich zu Hostienfrevel und bei Kirchenbränden zum Verlust der Hostien. Die sogenannte "Alte Sakristei" erfüllt heute ihren Zweck als Taufkapelle. Ursprünglich diente dieser Raum als Friedhofskapelle. Einen deutlichen Hinweis darauf gibt die Unterkellerung, die einmal ein Ossarium beherbergt haben dürfte. Die -wegen der Wehrkirche -begrenzte Fläche für die Anlegung von Gräbern machte es notwendig, die Gebeine aus den freigemachten Gräbern pietätvoll aufzubewahren.
Die etwa 600 Jahre alten Fresken an den Wänden und am Gewölbe haben lange Zeit unter Putz gelegen, bis sie 1957 wieder freigelegt wurden. An der Westwand sind Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunda, die Stifter des Bistums Bamberg, zu sehen. Dieses Motiv mit dem Bamberger Dom in den Händen, gibt es noch als Steinrelief an der "Alten Freyung". Zu sehen ist noch das alte Reichswappen. Am unteren Bildrand reihen sich das Wappen der Grafen von Luxemburg und das Hochstifts-Wappen, das zugleich auch das Wappen der Stadt Zeil ist, aneinander.
Ziemlich stark zerstört ist das Gemälde gegenüber dem Eingang. Es stellt vermutlich die Verspottung und die Dornenkrönung Christi dar. Am Fenster sind die Umrisse eines Bischofs zu sehen, der in den Händen einen Krummstab hält. Ihm gegenüber vermutet man die Gestalt eines Hohenpriesters. Es ist nicht auszuschließen, daß die beiden Figuren das Christentum und das Judentum symbolisieren. (Quelle: Ein Spaziergang durch Zeil, S. 22 ff)

Aus der Zeiler Stadtchronik:

Nun ist verbürgt, dass die älteste Kirche zu Zeil dem Johannes Baptista geweiht war. Nach ihren noch erhaltenen Bauteilen im Gefüge der neuen Kirche muss sie in der Zeit des Übergangs vom 12. zum 13. Jahrhundert errichtet worden sein. ... Ist das Wissen um die dem Johannes Baptista geweihte älteste Zeiler Kirche auch aus der Erinnerung geschwunden, so künden außer geringen baulichen Spuren noch zwei unübersehbare Zeugen von ihr: ihre einstigen Glocken, jetzt noch im Turm der neuen Stadtpfarrkirche aufgehängt. Die eine stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie zeigt in gotischen Großbuchstaben die Worte: "Caspar - Balthasar - Melchior - lis - mich - lob – en". Die andere Glocke trägt als Jahreszahl die Ziffer 1379 und den Text: "Die glocke wart gegossin so man zalt noch Xti gepurt drusihudert jar und dar noch in de nuwe und si". (CHR, Bd. 1, S. 36-38).
Anmerkung: Wie schon eingangs bemerkt, hat es die dem Johannis Baptista geweihte Kirche aus dem 12.-13. Jh. wohl nie gegeben. Die ältesten Spuren aus der heutigen Kirche entstammen dem 14. Jh. (H.B.)

Auch die Kirche war für das heranwachsende Gemeinwesen und für die eingepfarrten Dörfer, zu denen außer Schmachtenberg, Ziegelanger und Steinbach auch Krum und Augsfeld gehörten, zu eng geworden. Vielleicht erschien der alte Bau jenen Bürgern, welche dem im Barock sich offenbarenden neuen Lebensgefühl zugeneigt waren, als zu schlicht, zu düster, zu wenig anziehend und nicht repräsentativ genug. Der Wunsch nach einer neuen und schöneren Kirche erfaßte immer weitere Kreise der Einwohnerschaft. Schließlich setzte sich der Rat nicht nur mit der kirchlichen Behörde in Würzburg, sondern auch mit der fürstbischöflichen Regierung in Bamberg in Verbindung. Er beriet auch über die Beschaffung benötigter Mittel und nahm Fühlung mit dem Baumeister Melchior Kurtz auf, der sich um den Bau der Kirche große Verdienste erworben hat. Burgerrathsprotokolle und Kirchenpfleger-Rechnungen verraten über die Vorgeschichte zum Bau nicht viel. 1711 bewilligte die fürstbischöfliche Kammer zu Bamberg den freien Bezug des für den Bau notwendigen Holzes. Sie bedang sich aber aus, dass später der Kirchenboden kostenlos zur Aufschüttung des herrschaftlichen Getreides zur Verfügung gestellt werden müsse377. Mit dem Bau konnte 1713 (Zahl außen am Westsockel) begonnen werden. Was für die Neuplanung nicht einbeziehbar schien, wurde niedergerissen: die vier Außenmauern vor allen Dingen. Erhalten blieben Chorgewölbe und Turm. Der alte Schandstein, der "Stock vor der Kirchentür", wurde nicht mehr aufgestellt. Drei der Altäre holten die Bischwinder hinweg. Länger als gedacht, zog sich der Bau hin. Endlich, im Jahr 1732, war auch die Innenausstattung fertiggestellt. Die Weihe konnte vollzogen werden. Seine "hochfürstliche Gnaden der Herr Weybischof von Würzburg" nahm sie vor. Er war bei seiner Herreise geziemend an der Gemarkungsgrenze begrüßt und in die festlich geschmückte Stadt geleitet worden. Nach der Weihe durften die Zeiler ihre Firmlinge zuführen. Es ist kaum anzunehmen, dass die 1716 für 4 Pfund 6 Pfennig angekaufte Sanduhr, die dem Ortsgeistlichen für die Bemessung seiner Predigt dienlich sein sollte, bei Anwesenheit des Weihbischofs auf der Kanzelbrüstung Aufstellung fand. (CHR, Bd. 1, S. 246 f.)

Heinrich Weisel: Der Zeiler Kirchenbau mit Unterstützung der Langheimer Patres in Schmachtenberg

Die in Zeil stehende alte Kirche aus dem 14./15. Jahrhundert war Ende des 17. Jahrhunderts zu klein und in einem baulich schlechten Zustand. Deshalb gab es 1696 erste Überlegungen für einen Kirchenneubau, wie sich aus den Bürgerrratsprotokollen ersehen lässt. Ein Jahr nach den ersten Überlegungen, am 14. Sept. 1697, schickte der damals als Zeiler Pfarrer amtierende Langheimer Pater Gabriel Meixner OCist deswegen ein Schreiben an den Würzburger Bischof. Darin enthalten waren auch ein vorläufiger Bauplan des Zeiler Baumeisters Melchior Kurtz, ein Kostenvoranschlag und eine Erörterung der Baufinanzierung von veranschlagten 3000 Gulden, bei denen man auch auf einen Baukostenzuschuss von Würzburg hoffte, weil die Pfarrei Zeil nicht in der Lage war, die komplette Finanzierung zu übernehmen.

Doch aus Würzburg gab es keine Zusage für den geplanten Neubau und die Angelegenheit kam ins Stocken. Vier Monate später schrieb Pater Gabriel Meixner nochmals nach Würzburg und verwies auf die Dringlichkeit eines Neubaues, da durch die schlechte Bedachung die Kirche sich bereits in einem baufälligen Zustand und herabstürzende Teile die Gottesdienstbesucher in Gefahr an Leib und Leben bringen könnten. Doch die Angelegenheit schien dem Bischof nicht so wichtig zu sein, ein Baukostenzuschuss ließ weiterhin auf sich warten und die Angelegenheit kam zum Stillstand.

In der Pfarrei Zeil war man nun bestrebt, aus den Reihen der Bevölkerung und etlichen Wohltätern durch Spenden ein größeres Mindestkapital zu beschaffen, was im Lauf der nächsten 12 Jahre gelang.

Aus den Kirchenrechnungen ist ab 1709 zu ersehen, dass Vorbereitungen für einen Baubeginn getroffen wurden. So wurde der Friedhof rings um die alte Pfarrkirche nicht weiter belegt, sondern eingeebnet. Im Jahr 1710 fand eine Besprechung bei der fürstbischöflichen Behörde in Würzburg statt, an der auch der Zeiler Stadtschreiber Wolfgang Forster teilnahm und bei der schließlich die vorgelegten Planungen begutachtet und ein Neubau genehmigt wurde.

Beim Abriss des alten Kirchenschiffs in Zeit im Jahr 1712 erschienen der bambergische Oberamtmann und der Pater Nicolaus Loyson S.J. als Bauinspektor und Bauleiter der Schönborn-Fürstbischöfe, verweilten einige Tage im Ort, um den Abriss und einen geordneten Baubeginn zu überwachen. Pater Loyson S.J. fertigte noch einen neuen Plan, nach dem dann das Kirchengebäude erbaut wurde.

Der Baubeginn war 1713 und die Fertigstellung des Neubaus war 1715. Da jedoch nach wie vor die Finanzierung äußerst knapp ausgefallen war, konnte aus Geldmangel erst im Jahr 1732 die nötigste Innenausstattung beschafft werden und eine offizielle Einweihung am 9. September dieses Jahres erfolgen.

Die Ausschmückung des Kircheninnenraums durch Stuckateure und Maler und die Schaffung der kompletten Innenausstattung dauerte weitere 29 Jahre und war endlich dann im Jahr 1763 abgeschlossen.

Somit wurde der gesamte Bau der Pfarrkirche von Zeil von 1713 bis zur Einweihung 1732 durch die in Schmachtenberg residierenden Langheimer Zinsterzienserpatres begleitet und unterstützt.

Auch nach der Einweihung 1732 galt die Mitsorge der Langheimer Patres der unvollständigen Zeiler Kircheneinrichtung bis zum Jahre 1739, als sie laut Vertrag vom Kloster abgezogen wurden und die Pfarrei wieder von weltlichen Priestern übernommen wurde. (Weisel: Langheimer Hof, S. 63-65).

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