Zeiler Baudenkmäler

Lange Gasse 13

  • Lange Gasse 13

    Lange Gasse 13

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    Lange Gasse 13

  • Deutsche Eiche

    "Deutsche Eiche" (nach 1921) (Quelle: ZiaB, S. 54)

  • Lange Gasse 13, Tor

    Im Gemäuer ist noch gut die einstige rundbogige Toreinfahrt zu erkennen

Deutsche Eiche, Lange Gasse 13

Das im Jahr 1624 errichtete zweigeschossige Wohnhaus (ehemmaliges Gasthaus "Deutsche Eiche") zeigt mit der Traufseite zur Langen Gasse, mit der Giebelseite auf den kleinen Platz vor der Judengasse (also hinter dem ehemaligen Unteren Tor). Das Erdgeschoss ist, wie so oft in Zeil, massiv und verputzt, das Obergeschoss ist mit Zierfachwerk ausgestattet.

Im Jahr 2008 kam im Zuge von Renovierungsarbeiten eine alte Toreinfahrt zum Vorschein (s. Bild 4). Also war auch dieses Anwesen einst ein Ackerbürgerhof.

Das Bürgerhaus im östlichen Unterfranken:

Das zweigeschossige Haus steht am unteren Ende der Langen Gasse und wendet einen Giebel dem ehemaligen Unteren Tor zu. Das massive Erdgeschoß hat einfache Fenster des 19. Jahrhunderts und ist völlig verputzt.
Das Fachwerkobergeschoß hat keine hervorgehobenen Bundständer. Ständergruppen lassen sich nur durch die Ständerabstände zusammenfassen. Die in den Mittelachsen der Wandabschnitte angebrachten Fenster sitzen in einem flachen Erker, dessen Unterkante zwischen den Pfosten profiliert ist. Die Pfosten selber haben neben anderen einfachen Schnitzereien an den Füßen medaillon- oder schildförmige Felder. Der zum Tor gerichtete Eckpfosten ist am Kopf mit dem Monogramm "A.G", der Jahreszahl "1624" und einer Hausmarke bezeichnet, seine Kante ist mit einem Taustab verziert. Die Medaillons sind ebenfalls beschriftet. Man kann die Abkürzungen "M. V." und "H. S.", beide mit dem Beizeichen, erkennen. Als Zierhölzer sitzen in den Brüstungsfeldern jeweils zwei genaste Feuerböcke beidseitig eines genasten Balusterstielchens. Zwei Dreiergruppen dieser Art sitzen im vorderen Bereich des Schaugiebels, eine davon mit einer Mittelrosette. Im mittleren Giebelabschnitt gibt es außerdem Oberkreuze. Die Bundpfosten im Giebeldreieck sind als Mannfiguren mit profilierten Kopfdreiecken konstruiert. Um möglichst hohe Fenster zu gewinnen, sind die Halsriegel relativ weit nach oben geschoben, wodurch der 'Mann' sehr lange 'Beine' bekommt. Die Fenster sitzen in den Abschnittachsen und reiten auf genasten einzelnen Feuerböcken. In den Randzonen des Giebels kommen außerdem noch schräge Hölzer vor, die teilweise genast sind und ausgestochene Ornamente haben. Die Giebelspitze wird durch ein Sternkreuz hervorgehoben.
Das Hausinnere ist stark verändert. In der hinteren linken Ecke liegt ein nur halb unterirdischer gewölbter Keller, darüber ein niedriges Zwischengeschoß, zur Straße aber zunächst eine zweifensterige Stube. Dann folgt ein gewinkeiter Flur, der zum Treppenhaus führt. An den Flur schließen sich zur Straße hin zwei einachsige Vorderstuben an, zum Hof hin Nebenräume. Dieser kleinteilige Grundriß dürfte dem 19. Jahrhundert angehören. Charakteristisch ist die Drittelung des Hauses durch zwei durchlaufende firstparallele Unterzüge. Im Obergeschoß wurden in jüngster Zeit mehrere Wohnungen eingerichtet, so daß alte und neue Substanz schwer voneinander zu unterscheiden sind. Hier hilft der Außen bau weiter. Auch im Obergeschoß ist der Hauskörper durch zwei Unterzüge dreigeteilt. Unter dem hinteren steht noch heute eine Wand, die die Tiefe der Vorderräume bestimmt. Am Abstand der Pfosten der Vorderseite kann man ablesen, daß nach Osten eine große Stube von 3:2 Wandabschnitten lag, an die westlich ein schmalerer, zwei Wandabschnitte umfassender Raum anschloß. An der Westecke lag ein einachsiger Raumabschnitt, der einem Gang ähnelt. Im hinteren Hausteil ist man auf Mutmaßungen angewiesen. Analog zu anderen Beispielen dürfte hinter der großen Stube eine Oberküche, Heiz-oder Schlotkammer gelegen und der Rest als Hausplatz gedient haben.
Von den drei Dachböden sind zwei durch je zwei Wände quer zum First dreigeteilt, im ersten Boden steht außerdem noch eine Wand unter dem Mittelunterzug. Diese Austeilung bestand vermutlich von Anfang an. Die Trennwände bestehen aus Fachwerk mit wandhohen Schräghölzern. Die erhaltenen alten Türstöcke im zweiten Boden haben die üblichen schmalen Abfasungen. Die Gefachfüllungen bestehen im allgemeinen aus Stick-und Kleibwerk; um den Putz besser zu halten oder als Zierwerk dienen Kammstrichmuster. -Das Dach hat einfache stehende Stühle mit verzapften Bügen. Wegen der größeren Spannweite ist im ersten Boden noch ein Unterzug angebracht, im übrigen ist der Stuhl in die Wände einbezogen. Zum Spitzboden führt eine Blocktreppe.
Zum Anwesen gehören einige Rückgebäude. Eines davon, wohl ehemals Scheune, hat einen tonnengewölbten Keller mit einem vermauerten rundbogigen Durchgang zu Lange Gasse 11 und nach rechts eine schmalere Fortsetzung in Richtung auf Lange Gasse 15, deren Bedeutung nicht klar ist. Das Erdgeschoß dieses Gebäudes ist ungewöhnlicherweise mit einem preußischen Kappengewölbe über Holzbalken gewölbt. Der Zugang hat eine zweiflügelige Tür mit Kröpfspiegeln und Laubwerkbeschlägen des 17. Jahrhunderts, vermutlich handelt es sich um die zweitverwendete Haustür.
Das Baujahr 1624 ist sicher für den gesamten Hauptbau zutreffend. Das Fachwerk, wohl von Haßfurt beeinflußt, paßt in diese Zeit. Das Monogramm "A.G." kann nur als "Adam Gruber" aufgelöst werden, einen anderen Namen mit diesen Initialen läßt sich um diese Zeit in Zeil nicht nachweisen. Die Abkürzungen "M. V." und "H. S." lassen sich einstweilen nicht deuten.
Das Anwesen, ehemals der Gasthof "Zur Eiche", hatte bis in das 19. Jahrhundert Braugerechtigkeit. Mit der Vergrößerung des Betriebs wurde das Nachbargrundstück Lange Gasse 11 mit einbezogen und beide Häuser miteinander verbunden. Erdgeschoßumbauten fanden dem Befund nach im 19. Jahrhundert statt, im Inneren prägen Umbauten aus jüngster Zeit das Anwesen. (Quelle: BOU, S.178-179)

Aus Ludwig Leisentritt: Zeiler Gaststätten

1799 wird der Bierbrauer Valtin Göller, - der 1823 als Steuereinnehmer fungiert - als Besitzer erwähnt. Dieser Göller ist nicht verwandt mit der heutigen Familie gleichen Namens.
1847 kaufte Franz Schneyer, welcher zehn Jahre bei einer Bamberger Brauerei arbeitete, das Gasthaus.
1871 übernimmt der Eltmänner Georg Weinig das Haus, der später die "Freyung" von seinem Schwiegervater Schäder übernahm. Die Brauerei erhielt von der Stadt die Erlaubnis, eine Leitung von der Altach in das Brauhaus legen zu dürfen. An den Brautagen und aus dem Bach Wasser entnommen wurde, schickte die Stadt den Ausscheller durch die Stadt mit der Bekanntgabe: "Hiermit wird bekannt gemacht, daß niemand in den Bach reinmacht; denn morgen wird gebraut."
1888 Sebastian Schäder
1888 ist ein Verkauf an den Bamberger Jakob Heinlein verbürgt, der jedoch wenige Wochen später verstirbt.
1892 Der Brauereibesitzer Schäder lädt zu seiner Kegelbahn unterhalb des Kapellenberges zu einem Bockpreiskegeln und Garten-Concert mit der eben ins Leben gerufenen Stadtkapelle Zeil ein.
1892 Der Brauereibesitzer Schäder lädt zu seiner Kegelbahn unterhalb des Kapellenberges zu einem Bockpreiskegeln und Garten-Concert mit der eben ins Leben gerufenen Stadtkapelle Zeil ein.
1906 wechselt das Anwesen zu Mathias Haderer Zur Gastwirtschaft gehörte bis 1911 die nebenstehende Metzgerei.
1910 erhält der Wirt Haderer die Erlaubnis zum Betreiben einer Kantine im Erdgeschoß des Zollhauses an der im Bau befindlichen Mainbrücke. Sie sollte nicht nur Schutz vor Wind und Regen gewähren, sondern das Einnehmen von Speisen und Getränken an Tischen ermöglichen. Haderer mußte sich verpflichten, Bier auch in 1/4 Liter Gebinden ohne besonderen Preisaufschlag zum Ausschank zu bringen. Und noch etwas war Bedingung für die Erlaubnis durch die Stadtverwaltung: Er mußte stets frisches Schank- und Trinkwasser bereithalten und auf Verlangen unentgeltlich abgeben. Haderer übt seit 1911 das Metzgerhandwerk nicht mehr aus.
1919 wird das Haus renoviert und das imposante Fachwerk freigelegt. Seit dieser Zeit wird die Gastwirtschaft, die sonst immer nach dem jeweiligen Besitzer benannt wurde, als "Deutsche Eiche" bezeichnet. Wie der Tücher- und Verputzermeister Leo Wacker dem Berichter erzählte, geht dieser Name auf das freilgelegte Eichenholz im Fachwerk zurück.
Später pflanzte der Obst- und Gartenbauverein, wohl mit der Annahme, dass hier schon mal ein Eichbaum gestanden hat, ein Eichenbäumchen. Mittlerweile breitet sich der Baum über den ganzen Giebel aus.
Das Gasthaus wurde einst für den Fremdenverkehr in Anspruch genommen. Was darunter zu verstehen ist, belegt eine Notiz, nach der hauptsächlich während der Heu- und Grummeternte die Wiesenbesitzer aus dem sog. Oberland (Bischofsheim, Dörflis usw.) in Anspruch genommen. Sie zogen es manchmal vor, am Abend nicht den beschwerlichen Weg nach Hause zu gehen und in Zeil zu übernachten. So konnten sie am nächsten Tag frühmorgens wieder auf den Wiesen im Maintal ihrer Arbeit nachgehen.