Zeiler Baudenkmäler

St. Nepomuk am Bachrahm

  • Nepomuk (Bachrahm)

    Wechselvolle Geschichte: Der Nepomuk an der Sahlendersbrücke

  • Nepomuk (Bachrahm)

    Der Nepomuk blickt in die Lange Gasse

  • Nepomuk (Landratsamt Haßfurt)

    Der Original-Nepomuk in seinem Haßfurter "Exil"

  • Nepomuk (Landratsamt Haßfurt)

    Gedenktafel zur "Übersiedlung"

diverse Quellen

Diese Nepomuk-Figur an der "Sahlendersbrücke" - ein weiterer "Nepomuk" steht unweit des Finanzamts an der Haßfurter Straße - ist eine Kopie aus dem Jahr 1985. Das Original war, v.a. durch den Straßenverkehr, so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass man ihn in geschützten Räumlichkeiten aufstellen musste. So befindet er sich seit 1989 im Landratsamt Haßfurt und kann dort besichtigt werden (s. Bild 3). Aber bereits 1967 wurde er durch einen Autofahrer "vom Podest gestoßen" und in den Bach befördert. Der Bildhauer Blase flickte die Figur wieder zusammen und man konnte sie wieder aufstellen. Doch schon damals war der Stein so stark angegriffen, so dass man die Statue zumindest im Winter durch eine Hülle schützen musste. 1985 wurde dann die stark beschädigte Originalfigur endgültig "aus dem Verkehr gezogen". Auf Veranlassung des Denkmalschutzamtes hat man die Figur mit Acryl konserviert. Mehrere Jahre wurde der "Nepomuk" dann in wechselnden Zeiler Quartieren (Bauhof, Kreuzkapelle) untergebracht, bis er schließlich im Haßfurter Landratsamt eine würdige und vorläufig letzte Bleibe fand. Aber der "Nepomuk im Haßfurter Exil" ist bis heute ein Quell diverser Scherze und Frotzeleien zwischen Zeil und Haßfurt, so forderte man mit Autoaufklebern "Freiheit für Nepomuk"! Leider blieb auch der neue Nepomuk ein "Stein des Anstoßes": Ein überregionaler Politiker (s. Bild 4) hatte es nach der Weinfesteröffnung 2008 sehr eilig und hat mit seinem Wagen dem Brückenheiligen zugesetzt. "Der Heilige schwankte, aber er fiel nicht." (Ludwig Leisentritt). Dennoch musste er beim Bildhauer Brecht wiederhergestellt werden.

Die Originalfigur entstand 1742 und ist ein schönes Beispiel barocker Zeiler Steinmetzkunst. Bis zur Altachsanierung 2009 war sein Platz übrigens auf der Ostseite der Altach. Heute steht er wahrscheinlich etwas sicherer und hat freie Sicht in die Lange Gasse.

Es folgt ein humorvoller Blick von Altbürgermeister Erich Geßner auf die "Leidensgeschichte" unseres Nepomuk:

Ich fühle mich wohl (Verfasser: Erich Geßner)

Offener Brief von Vater St. Johannes Nepomuk, Landratsamt Haßberge, an den Sohn St. Johannes Nepomuk, Sahlendersbrücke in Zeil, anlässlich des 15. Jahrestags des väterlichen Wegzuges nach Haßfurt:

Lieber Sohn, mein lieber Bub, am 22. Februar '04 waren es auf den Tag genau 15 Jahre, dass ich meine Heimatstadt Zeil verlassen habe und zum Schrecken vieler Zeiler nach Haßfurt in das damals neu erbaute Landratsamt umgezogen bin. Das war ein Aufschrei in Zeil. "Dar Landrat hat miech gewöllt und gemöcht und sei Nachfolcher im Amt moch miech fei a."
Aber nun, mein Bub, zu meiner Lebensgeschichte. Wann ich geboren bin, weiß ich nimmer so recht. Viele Jahrzehnte sind es schon her, dass man mich am Ostufer der Altach an der Nordseite der Sahlendersbrücke gegenüber dem Kreuzschlepper, der heute noch im Original beim Schorrshaus, für alte Zeiler beim Pfarrerschustershaus steht, aufgestellt hat. Dort stand ich nun mit dem Rücken nach Osten, so dass die Morgensonne meinen Buckel gewärmt hat und die Mittags- und Abendsonne mir ins Gesicht schien. Mein Blick war wie deiner jetzt auch leicht nach Nordwesten gerichtet.

Richtung Haßfurt

Ich habe also seit eh und je schon ein wenig in Richtung Haßfurt geschielt. So stand ich an der Sahlendersbrücke bei Regen und bei Sonnenschein, ob es brutheiß war oder eiskalt. Doch mit den Jahren stellten sich Verschleißerscheinungen ein, und ich spürte, dass es am Kopf, am Rücken und Bauch, an den Armen und Beinen zwickte. Besonders gelitten habe ich bei einsetzendem Tauwetter, weil da nach hartem Winterfrost so manches Steinchen von mir absplitterte und es besonders weh tat, wenn meine Nase, Finger oder Fußzehen betroffen waren.
Doch weit schlimmer erging es mir, als mich ein junger Zeiler, dem ich alles längst verziehen habe, aus Versehen mit seinem Auto von Bischofsheim kommend von hinten erwischte und mich in die Altach geschmissen hat. Da habe ich zum ersten Mal Altachwasser geschluckt. Der Aufprall im Bachbett war überaus schmerzlich und hat mir sämtliche Rippen gebrochen. Zum Glück bin ich im Kopf klar geblieben.

Seelischer Knacks

Kräftige Zeiler Steinhauer haben mich also aus dem Bach herausgehoben, nach altbekannter Zeiler Steinmetzkunst wieder hergerichtet und auf mein gewohntes Postament gestellt. Rein äußerlich habe ich die Reparaturen und Sanierungen gut überstanden. Allerdings war der seelische Knacks groß. Ich war zwar wieder standfest, konnte aber die Witterungsunbilden nicht mehr so vertragen wie vorher.
Nun ja, damit ist es angegangen. Von mir ist mit der Zeit immer mehr abgebröckelt. In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es dann soweit. Mein Steinkörper war so schwach geworden, dass er weitere Reparaturen und Sanierungen nicht mehr überstanden hätte. Der Zeiler Stadtrat hat deshalb beschlossen, mich vom Sockel zu holen und einen neuen nach meinem Vorbild geschaffenen Nepomuk, dich, mein Sohn, draufzustellen. Wenn die Denkmalschützer vom Schloss Seehof bei Bamberg sich für mich nicht so stark gemacht hätten, wäre ich längst nicht mehr am Leben. Auf deren Drängen hin und mit der Begründung, dass ich ein echtes Zeugnis Zeiler Steinmetzkunst bin und als solches unbedingt für die Nachwelt erhalten werden muss, wurde mein Steinkörper mit Acrylharz getränkt, also gehärtet.
Ich wurde herumgeschubst. Zuerst stand ich im städtischen Bauhof in einer finsteren Ecke und dann in einer ebenso dunklen Ecke in der Kreuzfriedhofskapelle. Kein Mensch hat nach mir gefragt, kein Schwein sich um mein Los gekümmert.
Wenn nicht zufällig der damalige Landrat Walter Keller zur gleichen Zeit in Haßfurt ein neues Landratsamt gebaut hätte, stünde ich wahrscheinlich heute noch in der dunklen Kreuzkapellenecke. Indirekt hat der Denkmalschutz mitgeholfen, weil der verlangt hat, dass der Turmstumpf vom alten Herrenhofgebäude erhalten und in das neue Landratsamt integriert werden muss.

Fieberhafte Suche

Fieberhaft hat der Landrat nach etwas gesucht, was man auf den Turmstumpf stellen könnte, damit die ganze Sache ein Gesicht bekommt. Davon hat der Heiner Schneier, langjähriger Kreis- und Stadtrat sowie damaliger Stellvertreter des Landrats, Wind bekommen, aber auch der seinerzeitige Zeiler Bürgermeister Erich Geßner.
Für mich war nicht wichtig, wer von den beiden zuerst mich ins Gespräch gebracht hat, dass ich nach Haßfurt umziehen sollte und dort doch gut aufgehoben wäre. Ich muss aber zugeben, dass es mir anfangs mulmig in der Magengegend war bei der Vorstellung, als Zeiler auf meine alten Tage in Haßfurt zu leben. Jedenfalls haben die Herren Schneier und Geßner ohne lange zu fragen einen zweistimmigen Einheitsbeschluss gefasst und mich nach Haßfurt ins Landratsamt verfrachten und dort auf dem Turmstumpf aufstellen lassen.
Da war auf einmal das Kraut fett, das Geschrei in Zeil gar groß, und die Zeiler Seel' hat gekocht: "Wie ko a Zeiler so was zulass? Ja, hat denn dar Zeiler Stadtrat dafür gstimmt? Was, dar is gar net gfrecht wordn! Au, doa hat der Zeiler Bürgermäster Geßner ja ganz eichenmächtich ghandlt! Des derf dar doch net! Sünst hat ar sein Stadtrat doch a immä brav um Entscheidung gebatn. Die Stadträt hättn bestimmt an geeichnetn Platz für miech in an gschlossena Raum gfunna!" Ja, so war es, auf einmal haben sie mich alle wieder in Zeil vermisst, und ich war monatelang das Tagesgespräch. Heute, nach 15 Jahren, mein lieber Sohn, muss ich dir gestehen, dass ich mich als steinernes Zeugnis echter und guter Zeiler Handwerks- und Steinmetzkunst in Haßfurt wohl fühle.
Ich bin heute die Krönung des Turmstumpfs. Mein Standplatz wird nach wie vor liebevoll mit Blumen geschmückt, ab und zu schauen auch Zeiler vorbei. Ich selbst blick' Tag und Nacht ostwärts, so dass ich Zeil nie aus meinen Augen verliere.

Am Westufer

Dir, mein lieber Bub, wünsche ich, dass du recht viele Jahre an der Sahlendersbrücke standfest stehen mögest. Sollte wider Erwarten dich ein ähnliches Schicksal treffen und ein unaufmerksamer Autofahrer es auf dich abgesehen haben, so hast du den großen Vorteil, dass du ihn auf dich zufahren siehst, weil sie dich inzwischen nach der Bachsanierung ans Westufer der Altach gestellt und so ein wenig näher an Haßfurt und zu mir gerückt haben.

Dein im Landratsamt betreut wohnender Vater St. Johannes Nepomuk, der Ältere

(Anmerkung: Autor ist der Zeiler Altbürgermeister Erich Geßner. Veröffentlicht am 16.03.2004)

Aus: Flurdenkmäler im Landkreis Haßberge (1968)

Werner F. Hoppe

Heiligenstandbild (St. Nepomuk-Statue) an der Bachbrücke, Nähe Ecke Obere Scheuerngasse der Heilige auf Rokoko-Sockel in anderer Darstellung als am Stadtausgang Richtung Haßfurt. Die rechte Hand ist hier zum Schwur erhoben, die linke hält das Kreuz. 1740-1750. (Quelle: Hoppe, Flurdenkmäler, S. 132 f)

Anmerkung: Die Figur stand damals noch auf der östlichen Bachseite!